Mittwoch, 17. April 2024

Garífuna in Honduras fordern angestammtes Land zurück

Staat wurde vom Corte IDH verpflichtet, Land an Garífuna zurückzugeben und sie zu entschädigen. Von der Regierung Castro eingesetzte Kommission soll die Urteile nun endlich umsetzen

Protestcamp der Garífuna vor dem Parlamentsgebäude QUELLE:
RED DE DEFENSORAS HONDURAS

Tegucigalpa. Hunderte afroindigene Garifuna aus über 40 Gemeinden an der Karibikküste sind in der honduranischen Hauptstadt zusammengekommen, um die Umsetzung zweier Urteile des Interamerikanischen Gerichtshofes für Menschenrechte (Corte IDH) aus den Jahren 2015 und 2023 zu verlangen.

Unterstützt von Aktivist:innen anderer indigener Gruppen wie der Tolupanes, Maya-Chortí, Pech und Lenca sowie von kleinbäuerlichen Organisationen, Feminist:innen, Studierenden und Künstler:innen errichteten die Garífuna ein Protestcamp direkt am Gebäude des Parlamentes.

Der Corte IDH hatte den honduranischen Staat bereits 2015 dazu verpflichtet, kollektives Land der Garífuna in den Gemeinden Triunfo de la Cruz und Punta Piedra an diese zurückzugeben. Die Grundstücke waren seit den 1990er Jahren rechtswidrig an Dritte verkauft worden, die dort Tourismusprojekte, private Ferienhäuser oder Ölpalm-Plantagen errichten und/oder territoriale Kontrolle für Drogenkartelle und organisiertes Verbrechen ausüben.

2023 folgte ein weiteres Urteil zugunsten der Garífuna-Gemeinde San Juan Tela, aus dem Entschädigungen folgen müssen, aber auch die Zuteilung eines alternativen Landstücks und der Abriss des Tourismuskomplexes Honduras Shores Plantation.

"Unsere Bevölkerung ist mehr denn je mit einem Ausrottungsplan konfrontiert. Er dient dazu, durch rassistische Praktiken, Verachtung unserer Würde und Hasskampagnen, die physische Vernichtung unserer Gemeinschaften und unsere Zwangsumsiedlung voranzutreiben", heißt es in der Pressemitteilung der Schwarzen Geschwisterlichen Organisation von Honduras (Ofraneh) anlässlich der Mobilisierung in die Hauptstadt.

Die Garífuna, die ihr kollektives Eigentum und ihre territorialen Rechte einklagen, werden seit Jahren verfolgt. Laut Ofraneh wurden in den letzten Jahren mindestens 50 Mitglieder der Garífuna-Gemeinschaften in Honduras ermordet, weitere 300 kriminalisiert und inhaftiert. Vier im Juli 2020 von Schwerbewaffneten in Polizeiwesten und mit Polizeifahrzeugen verschleppte Garífuna aus der Gemeinde Triunfo de la Cruz sind noch immer spurlos verschwunden.

Die Regierung von Xiomara Castro hatte Ende 2023 ein Gesetzesdekret beschlossen, um eine Hochrangige Intersektionale Kommission für die Umsetzung der Urteile des Corte IDH einzurichten. Geleitet werden sollte sie von Außenminister Enrique Reina. Staatliche Funktionär:innen sollten ebenso beteiligt sein wie Vertreter:innen der Gemeinden und von Ofraneh. Seither war aber nichts passiert.

Als der Aufruf von Ofraneh für die Demonstration in der Hauptstadt publik geworden war, erschien plötzlich das Dekret im Amtsblatt und trat damit in Kraft.

Allerdings, so der honduranische Menschenrechtsanwalt Edy Tabora, entspricht der Text nicht genau dem, was zwischen den Garifuna-Vertreter:innen und der Regierung vereinbart worden war, so dass etliche operative Fragen offen blieben.

Die Demonstrierenden errichteten am 12. April, dem 227. Jahrestag der Ankunft der Garífuna auf der Insel Roatán (heute Honduras) ein Protestcamp mit Zelten auf einer Freifläche vor dem Parlamentsgebäude, um auch die Volksvertreter:innen auf die Situation ihrer Gemeinden aufmerksam zu machen.

Die Kommission wurde am 13. April im Camp der Garífuna eingesetzt - und gefeiert. Im blauen Anzug Außenminister Reina QUELLE: @GOBPRENSAHN

Da es sich um eine Verhandlung mit staatlichen Instanzen handelte, war das Treffen zur Einrichtung der Kommission im Amtssitz der Präsidentin anberaumt worden. Die Regierung hatte zugestimmt, dass eine 20-köpfige Garífuna-Delegation und etwa 50 Beobachter:innen eingelassen werden.

Als jedoch die Delegation begleitet von Demonstrant:innen vor dem Amtssitz ankam, wurde ihr bedeutet, sie müsse sich in ein Nachbargebäude begeben, das sogenannte "Centro Civico Gubernamental", dessen Bau von Korruption überschattet wurde und in dem sich die israelische Botschaft befindet. Als die Garífuna dies verweigerten und Einlass in das Gelände des Präsidentensitzes verlangten, wurden sie von Soldaten und Absperrgittern zurückgedrängt.

Zwei Militärs entsicherten Augenzeugen zufolge ihre Waffen, ein Soldat zielte direkt auf die Ofraneh-Koordinatorin Miriam Miranda. Wütend und enttäuscht kehrten die Garífuna zu ihrem Camp beim Kongressgebäude zurück, wo Stunden später und nach einigem Hin und Her die Regierungsvertreter eintrafen und die Kommission offiziell eingerichtet wurde.

"Eines muss klar sein", betonte Miranda bei einer Pressekonferenz, "wir sind nicht bereit, uns auf irgendwelche Deals einzulassen. Wir haben 21 Jahre lang mit dem Staat über diese Fälle verhandelt. Wir werden nicht zulassen, dass sie uns zu Verhandlungen an einen Tisch zwingen. Wir wollen substantielle Schritte, konkrete Fortschritte in der Umsetzung der Urteile und dass das Leben unserer Leute respektiert wird."

Erste Treffen der Kommission sind für den 29. und 30. April angesetzt.

Donnerstag, 21. März 2024

Honduras tritt aus dem Schiedsgericht der Weltbank aus

Bis zur Rechtswirksamkeit des Schrittes werden noch viele Klagen erwartet. Kritik vom Unternehmerverband. Keine Klarheit, ob der politische Wille zur Abschaffung der "Privatstädte" umgesetzt wird

Montag, 11. März 2024

"Narco-Staat": Ex-Präsident von Honduras in USA wegen Drogenhandels verurteilt

Hernández muss mit lebenslanger Haftstrafe rechnen. Zeugenaussagen sorgen für Aufsehen. Wahlkampf 2013 wurde bereits mit Drogengeldern finanziert

Sonntag, 10. März 2024

Das ewige Leben als Geschäftsmodell

Mit teuren Behandlungen in einer honduranischen Privatstadt soll das Altern bekämpft werden. Wissenschaftlich nachvollziehbare Ergebnisse gibt es nicht

Isabelle Bartram erschienen im nd-Die Woche am 17. Februar 2024

Symbolbild: mcmurryjulie
Symbolbild: mcmurryjulie via Pixabay

In Próspera, einer Privatstadt auf der honduranischen Insel Roatán, scheint sich eine Brutstätte für kontroverse medizinische Eingriffe und Medizintourismus zu entwickeln. Gentherapien, also die genetische Veränderung von Patient*innen zur Behandlung von Erkrankungen oder zur vermeintlichen Optimierung von Eigenschaften, sind Teil der Innovationen, die in der regulierungsarmen Umgebung gedeihen sollen. Der Begriff »Therapien« ist bei genauer Betrachtung der von Biotechfirmen und Biohacker*innen vorgestellten Ziele und den vorgelegten Belegen für die vermeintliche Wirksamkeit jedoch fragwürdig.

Denn nicht Krankheiten, sondern das Altern selbst steht an erster Stelle der zu beseitigenden Fesseln der Menschheit, mit dem ultimativen Ziel, das ewige Leben zu erreichen. Vom 6. Januar bis 1. März soll in Vitalia, einer »Pop-up-City« in der Nähe von Próspera, an dem gemeinsamen Ziel gearbeitet werden, »den Tod optional zu machen«(1).

Freitag, 8. März 2024

Angriffe auf Aktivist:innen in Honduras nehmen weiter zu

 Von  rel-uita, amerika21

Das RNDDHH registrierte 310 Angriffe in nur zwei Monaten Quelle: 

Tegucigalpa. Das honduranische Nationale Netzwerk der Verteidiger:innen der Menschenrechte (RNDDH) hat einen vorläufigen Bericht über Angriffe in den Monaten Dezember 2023 und Januar 2024 veröffentlicht. In nur zwei Monaten wurden demnach 310 Angriffe festgestellt.

Mittwoch, 28. Februar 2024

"Narcostaat": Ex-Präsident von Honduras in USA wegen Drogenhandels vor Gericht

Von  Übersetzung:  La Jornada, Poonal erschienen in amerika21

JOH mit Hund im Hof seines Hauses in der honduranischen Hauptstadt kurz vor der Verhaftung QUELLE: @JUANORLANDOH

New York. Der ehemalige Präsident von Honduras, Juan Orlando Hernández, hat sich selbst in den USA immer als wichtiger Alliierter gegen den Drogenkrieg gelobt. Nun beschuldigen ihn US-amerikanische Bundesanwält:innen, sein zentralamerikanisches Land als "Narcostaat" regiert zu haben, indem er Millionen von US-Dollar von Drogenkartellen annahm, um an die Macht zu gelangen.

Fast zwei Jahre nach seiner Festnahme und Auslieferung an die USA muss sich Hernández jetzt vor einem Bundesgericht in Manhattan im Bundestaat New York verantworten. Neben Drogenhandel wird ihm auch noch die Verwicklung in bewaffnete Straftaten vorgeworfen. Mittlerweile sind auch schon die Geschworenen ausgewählt worden.

Montag, 19. Februar 2024

In Gedenken an Berta Cáceres

Berta Cáceres (1971-2016)

 8 Jahre ohne Gerechtigkeit!

Am Samstag den 2. März 2024 gedenken wir Berta Cáceres und laden Euch um 14:30 Uhr zum Wandbild in der Malmöer Straße 29 (10439 Berlin) ein. Berta war eine bekannte Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin, die sich mit der indigenen Organisation COPINH gegen Patriachat, Rassismus und Kapitalismus engagierte. Sie wurde wegen ihres Engagements gegen ein illegales Wasserkraftwerk am 2. März 2016 in Honduras ermordet. Die Hintermänner sind nach wie vor straffrei.

#FaltanLosAtala
#DESACulpable
#Bertavive
 

Mittwoch, 7. Februar 2024

Zwei Jahre Regierung Xiomara Castro in Honduras: Die Grautöne überwiegen

Militarisierung und fehlender Schutz für Menschenrechtsverteidiger:innen in der Kritik. Situation von Kleinbäuer:innen und Indigenen weiter prekär

Radiobeitrag zu Gen-Experimenten in der Privatstadt Prospera

                   Radio Onda, NPLA vom 6. Februar 2024

von Radio Caputh und Jutta Blume 


Los geht es mit einem Reinhörer von Carlos Castor. Negritud heißt die wöchentliche Radiosendung von Sandra Chagas und Victoria Morante Nuñez auf Radio Caputh. Mit dem seit Mai 2023 ausgestrahlten Programm wollen die beiden Radio-Aktivistinnen die Stimmen von Afro-Frauen und den schwarzen Stolz in die Medien Argentiniens tragen.

In unserem zweiten Beitrag nimmt Euch Jutta Blume mit nach Honduras, auf die Karibikinsel Roatán. Dort werden in der von einem Privatunternehmen geführten Stadt Próspera Experimente mit Gentherapien durchgeführt, die anderswo nicht möglich wären. Denn Próspera ist eine Sonderzone, in der kaum Regularien gelten. Doch dagegen regt sich Widerstand.

Zum Schluss hört Ihr Folge 17 des Ausgetauscht-Podcast, der in Zusammenarbeit mit dem „ICJA Freiwilligenaustausch weltweit“ entsteht. Auf einem Ausreiseseminars Ende 2023 diskutierten wir mit den Freiwilligen Beiträge zur Bewältigung der Klimakrise in Lateinamerika.



Donnerstag, 1. Februar 2024

Diálogo, intercambio y construcción colectiva: ¡Mesoamérica resiste!


17.2.2014 

AQUARIUM

Skarlitzer Str. 6, Berlin-Kreuzberg

Juntes queremos crear un espacio de diálogo, intercambio y construcción colectiva en torno al estandarte Mesoamérica Resiste, del Colectivo „beehive“. Explicaremos el concepto del proyecto del cartel Mesoamérica Resiste y después invitamos a intercambiar experiencias de nuestras diferentes luchas, del trabajo colectivo, de qué significa la solidaridad y de cómo el cartel nos puede servir cómo instrumento en nuestro trabajo y activismo.